Masha Frenkel | Somatische Bewegungsschule

Frau mit den ausgebreiteten Armen am Meer

Zwerchfellverspannung – ein Allrounder in Sachen Symptome

Dieses Thema ist praktisch unbekannt, da kaum einer darüber lehrt und umfassend was darüber sagen kann. Ich habe mich zu einem längeren Artikel entschieden, wo ich ALLES darüber schreiben werde, was ich weiss, damit die Reichweite einer einfachen Muskelverspannung jedem klar werden kann. Los geht es!

Zwerchfell (später ZF) ist eine Muskel-Sehnen-Platte, die den Körper in der Mitte horizontal aufteilt und ein Atemmuskel ist. Oberhalb von ZF liegen Herz und Lungen, unten alle anderen inneren Organe, vor allem unmittelbar der Magen und die Leber. 
ZF hängt an seinen Füsschen, die vorne an der Brustbeinspitze, an den Lendenwirbeln und an den Rippen ansetzen. Das ZF hat 2 Kuppeln, rechte und linke und seine Verspannung kann sowohl einseitig als auch beidseitig sein


Arbeitet das ZF korrekt, so bewegt es sich beim Einatmen nach unten in die Anspannung (die Luft wird in die Lungen gesaugt, die Lungen weiten sich) und es bewegt dabei die Leber nach unten und den Magen im Bogen nach unten, beim Ausatmen hebt sich das ZF nach oben, presst die Luft aus den Lungen raus, hebt die Leber wieder und den Magen auch hier im Bogen zurück an seinen Platz. Diese Leber/Magen-Bewegungen sind gleichzeitig passive Massage, aus der Leber werden gleichzeitig das venöse Blut, die Galle und die Lymphe rausgepresst, der Magen verdaut so passiv, in dem er geschaukelt wird, mischt sich sein Inhalt, alles in Butter, so zu sagen.

Arbeitet das ZF dagegen nicht, passiert das ganze nicht, die Galle fliesst schlechter bis gar nicht, so entstehen die Gallensteine, auch wenn das ein jahrelanger Prozess ist, die Lymphe staut sich (das führt zu Ödemen), die Verdauung wird schwieriger, der Magen muss zum Verdauen krampfen, die Lungen werden nicht in vollem Potential genutzt, es wird mehr aus den oberen Lungenbereichen geatmet, die unteren Lungenspitzen fallen zusammen und verkleben sich, es entstehen fibrose Verklebungen, die im kleinen Alter dazu führen können, dass die Wirbelsäule unter dem Zug der Lungen sich einseitig krümmt, es entsteht Skoliose (aber das ist ein anderes Thema). 

Das ZF wird durch den diaphragmalen Nerv enerviert, der läuft vorne am Hals rechts und links aus dem Gehirn zum ZF, enerviert auf seinem Weg auch noch das Herz, die Lungen, Leber und Magen, es ist ein Bewegung- und Wahrnehmungsnerv. Er sammelt sensorische Informationen und leitet sie ins Gehirn, die motorische Befehle leitet er von oben nach unten. Ist das ZF verspannt, erleidet dieser Nerv Kompression und alle Muskeln um ihn und seine Verzweigungen herum spannen sich an, diese schmerzhafte Wahrnehmung wird ins Gehirn geleitet und man erhält vielfältige Schmerzsymptomatik – Herz, Rippen, Leber, Magen, Schultern, Achseln, Schulterblätter, Schlüsselbeine, – all das kann irgendwie schmerzen. Tag und Nacht. Man geht zu verschiedenen Ärzten – mit Verdacht auf Herzinfarkt, zum Beispiel. Oder auf Magenentzündung. Oder Hepatitis. Oder oder oder. Meistens wird nichts gefunden, manchmal sehr viel Nebenbefunde, die dann alle therapiert werden, die Symptomatik aber bleibt.

Zu was kann eine Verspannung des ZF führen?

Das ZF ist eine Platte, die den Körper horizontal aufteilt, durch diese verlaufen aber so manche Sachen, die beide Körperteile verbinden – die Bauchschlagader, die Bauchvene, Speiseröhre und Lymphkanal. Es gibt dafür 3 Öffnungen.
Ist das ZF verspannt, erleiden diese Öffnungen eine Kompression. Was passiert dann? 
1. Der verschlechterte Abfluss durch die Bauchvene von unten nach oben – Krampfadern der Organe des kleinen Beckens, Hämorrhoiden, der Beine
2. Der verschlechterte Abfluss der Lymphe von unten nach oben – Ödeme, Lymphstau, schwaches Immunsystem, Vergiftung, Bauch, Beine, Po werden dicker, Cellulite
3. Der verschlechterte Abfluss des arteriellen Blutes von oben nach unten – die inneren Organe unterhalb des ZFs bekommen zu wenig arteriellen Blut und der Körper reagiert darauf kompensatorisch durch die Erhöhung des Blutdruckes und zwar überall

Nun haben wir ja noch die Speiseröhre, die von oben durch das Zwerchfell zum Magen führt. Was passiert hier? Für viele meiner Schüler gehen hier die Augen auf und das ist gut so. Die Speiseröhre wird durch die Kompression des Zwerchfells nach unten gezogen. Und damit alles, woran diese ansetzt, vor allem die HWS. Die HWS verlässt ihre aufrechte Lage und verschiebt sich nach vorne. Der schwere Kopf wird noch schwerer, was zu starken Anspannung des Trapezmuskels führt, der zu stabilisieren versucht (aus 5 kg aufrecht, werden es 50 kg bei 45 Grad Neigung), die Brustmuskeln sind da eh dank der Kompression des diaphragmalen Nervs verspannt, was zur Schwäche der Rhomboiden führt, die Schulterblätter, die BWS, die Rippen zwischen den Schulterblättern werden instabil, der lange Nackenstrecker gibt auf – wir kommen zum klassischen Geierhals aka Hyperlordose – der unterer Rücken verspannt sich auch, kompensatorisch halt. Hohlkreuz entsteht, aber die Hauptsymptome sind woanders und werden immer stärker. Dennoch dieser Zug der Speiseröhre nach unten verändert die Position des Körpers im Raum.

Die leidige Speiseröhre tut weh, es entsteht ein Druck- oder Zuggefühl. die ganze Halswirbelsäule geht nach vorne, der letzte Halswirbel C7 dreht so, dass sein Dornvorsatz sichtbar wird und wir bekommen hier den gut bekannten Witwenbuckel. 

Was anderes. Stelle dir vor, du hast ein Luftballon. Wenn du ihn auf einer Seite verengst, was passiert mit der anderen Seite? Sie nimmt am Volumen zu. Richtig! Genau so ist es mit dem Zwerchfell – Verengung oben führt zum Grösserwerden unten. Birnenform des Körpers wird geboren 
Hier bekommen wir leider einen überdehnten Beckenboden 
Symptome hier:


die Organe des kleinen Beckens (Blase, Gebärmutter, Prostata, Enddarm) senken sich
Inkontinenz
Abduktoren (Oberschenkel aussen) verspannen sich
Adduktoren (Oberschenkel innen) schalten sich aus
Dadurch X-Beine und Knieschmerzen
Plattfüsse
Ödeme an den Oberschenkeln innen oben und vorne
Lymphstau
die zu Erkrankungen der Organe des kleinen Beckens führt (der Kreis schliesst sich)
der Darm senkt sich Richtung Becken, da seine sonstige Rauf-und-runter-Bewegung durchs Zwerchfell entfällt

Das Zwerchfell komprimiert auch den Nervs Vagus, der alle innere Organe enerviert, unter anderem sorgt er für die Darmbewegung (Peristaltik), Verstopfung ist die Folge, was wiederum zu Vergiftung, Gären und Ödemen führt

Zurück nach oben.
Die diaphragmaient Nerven gehen auch durch die Scalenimuskeln, die Kompression des ZFs führt auch hier zur Verspannung, was zusätzlich den Hals nach vorne ziehen wird, das Schlüsselbein wird gehoben, Kompressionsyndrom des Armnervs entsteht – hallo das Ziehen in die Arme 
Zu niedrige Auslastung der Lungen führt zum kompensatorischen Heben des Brustkorbs (wenigstens hiermit noch atmen können!), Schultern und Schlüsselbeine heben sich, der Brustkorb auch – man sieht hier senkrechte Knochenbewegungen bei jedem Atemzug… 
Hals hinten spannt sich an und wir bekommen eine Reihe „ganz gewöhnlicher Symptome wie jeder Mensch“ – Kopfschmerzen, Kompression der Wirbelsäulearterie, Sauerstoffmangel auch im Gehirn, Gehirnnebel, Müdigkeit, Energielosigkeit, Erschöpfung, erhöhten Druck im Gehirn, schlechte Stimmung, Depressionen etc
Und wieder nach unten – zum Solarplexus, zum Bereich, wo die untere Rippenbögen sich vereinigen, unter der Brustbeinspitze. Hier liegt auch die 3. Chakra Manipuri, die für die Balance der gesamten Energie im Körper zuständig ist. Hier rechnet der Körper auch die Varianten bzw Ereignisse betreffend der Zukunft aus – Intuition oder Bauchgefühl genannt. Ist das Zwerchfell verspannt, sind wir weniger sicher in unseren Entscheidungen, wir können uns auf unser Bauchgefühl nicht mehr verlassen und dadurch haben wir weniger Energie, weniger Erfolg im Leben.

Hier passiert auch etwas mit dem Magen. Er senkt sich und dreht sich bei, muss krampfen, um verdauen zu können, weniger venöser Abfluss, weniger Seratoninproduktion (80% der gesamten Seratoninproduktion findet im Magen-Darm-Trakt statt). Das wirkt entsprechend auf die Stimmung, Schlaf, Depression, grundlose Unruhe und Ängste, Unsicherheit, Unentschiedenheit…

URSACHEN, endlich. Ja, was denn führt zur Verspannung des Zwerchfells???

  1. Nicht-Teilnahme des Zwerchfells im Atemprozess – verlernt wie
  2. Stress, Stress, Stress: vor allem etwas, was uns unerwartet trifft – Verrat oder starke Emotionen, sowohl positive als auch negative. Unerwartet und stark. Und Bäm
  3. Aktivierung des Reflex Moro – Leber/VNS/Wut und Aggression (unbedingt angehen bzw Wutausbruch zulassen, alternativ Kniebeugen oder langanhaltendes Gehen, über Stunden, baut diese Spannung auch ab. Noch besser wäre die Reintegration des Reflexes auf dem Niveau des ZNS)
  4. Erbrechen, dabei spannt sich wirklich alles an, um etwas loszuwerden
  5. Trauma
  6. Leber- oder Magenentzündung. Das Zwerchfell wird dann die Organe in Ruhe lassen, nicht schaukeln, der Nerv wird gereizt, was zusätzlich zu Verspannung des ZFs führt

In der Schulmedizin spricht man nicht viel darüber, man nennt es erschreckend einen Zwerchfellbruch und behandelt das konservativ mit den Antazida. Ich frage mich dann immer: Warum? Magensäureblocker führen lediglich zur gestörten Verdauung, meiner Meinung nach. Ich wurde lange auf diese Weise gegen das Sodbrennen behandelt 

LÖSUNG: Es ist einfach, sich selbst zu helfen. Man muss dem Gehirn eine neue, physiologische Art zu atmen erlernen. Diese wird sich positiv auf den ganzen Körper, auf die Biochemie, das vegetative Nervensystem und Emotionen auswirken. Ich bringe diese hier bei:

2 Kommentare zu „Zwerchfellverspannung – ein Allrounder in Sachen Symptome“

  1. Wow! Ich arbeite als ganzheitliche Körpertherapeutin und so einen umfassenden und interessanten Artikel, der dennoch leicht verständlich ist, habe ich lange nicht mehr gelesen. Tatsächlich bei dem Zusammenhang ZF, Speiseröhre & HWS ging mein Mund auf und ich erlebte einen tolle AHA-Moment! Danke für das Teilen deines Wissens und ich bin mir sicher, dass ich bald ein Deiner Kurse absolvieren werde!! Liebe Grüße Izabela Gaska

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