Masha Frenkel | Somatische Bewegungsschule

zwei Steinskulpturen

Über Wassermelonen und Köpfe

Ich habe mir eine Mini-Wassermelone gekauft, die keinen Platz im Rucksack fand und trug sie nach Hause, das Ganze dauerte nur 5 min. Ich musste immer wieder neue Handstellungen suchen, um mich nicht zu verspannen, weil das kleine Biest doch auf Dauer (der 5 Minuten) recht unhandlich und schwer war. Daheim wog ich sie, weil ich unbedingt wissen wollte, wie schwer die nun tatsächlich war. Davor ließ ich meine Kinder schätzen. 500 Gramm, 750 Gramm kamen dann recht sicher als Vorschläge. Gewogen hat sie unsagbare 2700 Gramm. So klein und so schwer.

Unser Kopf ist schwerer. Etwa doppelt so schwer. 5-6 kilo wiegt der Kopf eines Erwachsenen. WOW! Auch nicht sehr groß und doch so schwer. Und was trägt dieses an sich enorme Gewicht? Die Halswirbelsäule, Atlas genauer gesagt, der erste Halswirbel. Da sitzt nun der schwere Kopf wie ein Riesenei in einem Mini-Eierbecher. Boah. Die Vorstellung alleine reicht mir, um diesen ganz besonderen Wirbel zu schätzen. Er sieht anders aus als seine Kollegen und er, der Schädel und der 2. Wirbel führen den ewigen Tanz der Balance aus, um mitsamt der kleinen Muskeln drumherum den Kopf da zu halten, wo er hin gehört. In jeder Lebenslage. Und in jeder Position.

Diese Bewegungen, die da möglich sind, sind filigran klein (unter 0,5 cm) und beinhalten doch alle möglichen Richtungen und Rotationen. Vorausgesetzt, diese Muskeln sind nicht verspannt. Sind diese Muskeln aber verspannt, dann hat man die ganze Palette aller möglichen Symptome, die man im ersten Moment nicht mit Verspannungen in Verbindung bringt. So erging es mir letzte Woche.

Ich bin morgens schon relativ steif aufgestanden, trank meinen Espresso und wurde doch nicht richtig fit, brachte mein Kind zur Schule und tat dies wie ein Zombi. Kopfschmerzen bis übers bzw hinters Auge, Gehirnnebel, Doppelbilder, Schwindel bei schnellen Bewegungen, komische Übelkeitsanfälle, so richtig bäh. Ich kam nach Hause und legte mich ins Bett, wo ich 4 Stunden lang schlief, stand auf und es war nicht besser. Ich dachte dann, Mist, sicherlich die Nebennieren, die sich über Nacht verschlechtert haben. Ich hatte keinen Appetit und litt durch den Tag. Ich hatte Ängste, dass dieser Zustand nie wieder vergehen wird. Am nächsten und übernächsten Tag war es das gleiche. Bis ich mich auf meinen Atlas besann und mir überlegte, was ist, wenn es muskulär bedingt ist? Durch den Atlas gehen 20 Gehirnnerven und Blut- und Lymphgefäße durch, die keinem zusätzlichen Druck statt halten können. Sind die Muskeln hier verspannt, hat man durchaus genau diese Symptome. Ich testete meine Kopfbeweglichkeit und fand heraus, dass ich zur einer Seite deutlich eingeschränkter war als zur anderen. Ok. Das war eine gute Nachricht. Ich setzte mich hin und machte kleine sehr langsame Bewegungen aus der ganzen Palette der hier möglichen Bewegungen. Klein heißt dann wirklich klein. 0.5 cm, nicht mehr. Manchmal weniger, manchmal gar keine, wenn es dann dennoch irgendwo etwas weh tat. Zum Beispiel wenn der Kopf zerreißt, weil man einfach nach oben schaut, ohne den Kopf mitzunehmen. Ich machte Pausen, ich verglich. Et voila! Nach nur 10 min wurde mein Nacken auf ein Schlag warm und weich. Und das hielt an die 24 Stunden lang an und breitete sich über den ganzen Rücken. Und ich hatte alles weg und mein Kopf war wieder so klar, wie es sich gehört. Herrlich!!!

Und da gibt es Menschen, die zur Atlaskorrektur gehen und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, dabei korrigieren sie nur das Symptom, nur die Folge, aber nicht die Ursache. Gefährliche Sache zudem, wenn man bedenkt, was da alles hindurchgeht…

Sind diese Muskeln entspannt, geht man anders. Man ist sich immer bewusst, was da oben passiert, man kann auch bewusst wahrnehmen, wie der schwere Kopf wie ein kostbares Juwel vom Körper mühelos getragen wird, man kommt sich größer vor. Die Muskelspannung in diesem Bereich bestimmt die Körperhaltung. Positiv wie negativ. Passt auf Euch auf.

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