Was ist somatisches Lernen und wozu ist es gut?
Soma ist unser Körper, wie wir ihn von Innen wahrnehmen.
Ärzte, Therapeuten, einfach alle andere Menschen sehen nur unseren Körper von Außen und haben nicht die geringste Ahnung darüber, wie wir uns selbst von Innen spüren.
Im Kortex, bewussten Teil des Gehirns, existiert, sagen wir, eine virtuelle Körperkarte, auf der all das dargestellt ist, was wir (oder das Kortex, was das gleiche ist) bewusst von Innen, also somatisch wahrnehmen. Nicht visuell, das wäre ja nicht mehr somatisch, sondern Augen zu, rein spüren – und das, was wir nun deutlich spüren, wird auf dieser Körperkarte deutlich dargestellt und bewusst angesteuert. Je deutlicher diese Wahrnehmung, desto genauer ist das bewusste Steuern (meistens sprechen wir hier von der Gehirn-Muskel-Verbindung), d.h. Anspannen und Entspannen des Muskels abhängig von der Aufgabe und Situation. Also vom Reflexbogen. Sensorische Wahrnehmung des Muskels Richtung Gehirn und motorische Antwort vom Gehirn Richtung Muskel auf An- oder Entspannung.
Aber was passiert nun mit den Bereichen, die theoretisch da sind, aber somatisch nicht spürbar bleiben? Diese Situation wird als die sensomotorische Amnesie (SMA) bezeichnet und bedeutet nur, dass das Kortex diese Bereiche weder sensorisch noch motorisch auf dem Schirm hat. Der Reflexbogen ist kaputt. Das Gehirn hat diese Muskeln einfach vergessen und weiß nicht mal mehr, dass sein Körper diese Bereiche überhaupt noch hat. Die Gewalt über diese Bereiche wird dabei ans Kleinhirn übergeben, das rein reflektorisch arbeitet. Die Muskeln bleiben in ihrer gegenwärtigen Situation gefangen. Die einen sind entspannt, die anderen verspannt. Abhängig von der Spieler-Gegenspieler-Situation kann das gravierende Folgen haben. Diese Bereiche werden auf der Körperkarte nicht mehr dargestellt und bleiben weiß, bewusste Wahrnehmung und Ansteuerung sind nicht mehr möglich. Viele fühlen sich nicht mal schlecht dabei, andere wiederum spüren nur die Auswirkungen der SMA – immer wieder vorkommende Blockaden (Wirbeln, Gelenke, auch ISG), Skoliose, Beckenfehlstellungen, Knieschmerzen, Arthrose, Bruxismus, Fehlbelastungen, Fersensporn, Hallux Valgus oder einfach nur Schmerzen. All das, was die dauerverspannte Muskeln mit den armen Knochen machen können… Weil rund 600 Muskeln einfach mächtiger sind als rund 200 Knochen.
Was nun? Die Lösung ist genial einfach und einfach genial. Man muss die Lernfähigkeit des Gehirns nutzen und dieses mit den vergessenen Muskeln wieder verbinden, dem Kortex zeigen, schau, da gibt es Muskeln, die du vergessen hast. Wenn das Gehirn diese Muskeln wieder somatisch spürt, wird er erstens die Körperkarte ergänzen und diese Bereiche neu kartographieren und zweitens, wird es diese Muskeln ganz einfach entspannen, da er sie wieder bewusst fein anzusteuern lernt. Und dieser Prozess der Wiederherstellung des Reflexbogens, der sensomotorischen Verbindung zwischen dem Kortex und dem Muskel nennen wir das sensomotorische Lernen.
Wie geht das? Darüber schreibe ich ein anderes Mal
Juni 2017