Masha Frenkel | Somatische Bewegungsschule

Gehirn- und Neuronmodelle

Vorteile der regelmässigen bewussten Bewegung

Ich wusste immer schon, dass es sehr gut ist, sich regelmässig bewusst zu bewegen. Ich habe mich danach immer besser gefühlt als davor. Lange Zeit wusste ich nicht warum. Dann las ich, dass das Gehirn Dopamin produziert, um neue neuronale Verbindungen, die wir erschaffen, zu festigen. Das war mein erster AHA-Effekt! Dopamin! Geilomat

Letzte Woche las ich, dass erwiesenermassen Meditation den Glutathionlevel um 20% erhöht! YEAH. Das ist cool, das ist der Meister-Antioxidant, der nicht nur Gene reguliert, sondern auch andere Antioxidanten regelt und vor allem die körpereigene Entgiftung. Ich habe mich gefragt, warum ausgerechnet Meditation das kann und ob nicht auch bewusste Bewegung das gleiche vermag (schliesslich ist Mediation einfach bekannter). Was fand ich heraus?

Das erwachsene Gehirn erfährt durch jede NEUE sich wiederholende Übung tiefgreifende Veränderungen – zum Beispiel, wenn wir jonglieren oder ein Musikinstrument spielen lernen. Diese Eigenschaft des Gehirns wurde Neuroplastizität genannt. Die für die Fingerbewegungen eines Geigers verantwortlichen Bereiche des Gehirns nehmen mit der Beherrschung des Instruments und dem Erwerb von Fertigkeiten zu.

Anscheinend geschieht ein solcher Prozess auch wenn wir meditieren. In der Umgebung ändert sich nichts, aber der Meditierende selbst steuert seine eigenen mentalen Prozesse und schafft eine spezifische innere Erfahrung, und diese Erfahrung beeinflusst die Arbeit des Gehirns und verändert seine Struktur. Wir bekommen immer mehr Beweise dafür, dass Meditation die neuralen Schaltkreise verändern kann, und das hat nicht nur eine positive Wirkung auf unser Gehirn und unseren Geist, sondern auf den ganzen Körper.

Bei der bewussten Bewegung ist meiner Erfahrung nach (und ich kann NICHT meditieren, weil ich mich dabei dermassen langweile) geschieht das gleiche, bloss interessanter und schneller, weil bereits nach 2-3 Wiederholungen, die langsam, bewusst und in der Komfortzone geschehen, sich neue neuronale Verbindungen ausbilden und das Gehirn sich verändert. Jede Art der Bewussten Bewegung arbeitet mit der Neuroplastizität – nach Hanna, Feldenkrais oder Frenkel. Egal wie, Hauptsache langsam, klein und bewusst. 

Und was wird sein erst, wenn ich das regelmässig mache? Nicht weil ich gegen die Schmerzen kämpfe, sondern weil ich das FÜR etwas mache – zum Beispiel für besseres Gehirn, für meine weitere Entwicklung, für mehr Neurogenese (Bildung neuer Gehirnzellen), für mehr Dopamin meinetwegen? Oder dafür, dem Stress etwas entgegen zu setzen, natürlich zu entgiften, besser zu schlafen, zuzusehen, wie mein Körper sich verändert? 

Nun jetzt doch – was geschieht im Gehirn, wenn ich bewusst darauf achte, was in meinem Körper geschieht – beim Bodyscan oder bei den kleinen Bewegungen oder beim Meditieren? 

Bei einem Mal kontaktieren Neuronen nur kurz mit einander und bilden dabei keine so stabile Verbindungen. Erst bei den wiederholten Kontakten geschehen in den synaptischen Spalten (Abstand zwischen 2 Neuronen) bestimmte biochemische Prozesse, die Neuronen verbinden sich mit einander auch mechanisch durch die Ausbildung kleiner Häkchen  Wenn diese Verbindungen immer wieder aktiviert werden, werden sie immer fester. Neue Neuronenverbindungen = neue Neuronennetze = neues Gehirn = neuer Mensch. So wird die Bewusstheit ein Teil unseres Charakters.

Durch die bewusste Erfassung seiner Selbst, seiner Spannungen, seiner Bewegungen, seiner Anspannung, seiner Entspannung kann jeder seine eigene virtuelle Körperdarstellung im Gehirn vervollständigen, quasi sich selbst klarer sehen was das Gehirn spürt (Bewusstheit ist im Grunde genommen auch das pure Sammeln der sensorischen Informationen aus den Körperbereichen, die davor eventuell nicht das Gehirn erreicht haben), und dadurch die Gelegenheit geben, diese Bereiche zu regulieren (Muskeltonus als zuerst empfundene Veränderung). Denn nur das, was wir wahrnehmen, können wir auch verändern.

Was bedeutet regelmässig? Das ist individuell. Wenn ich aber, mich auf meine eigene Erfahrungen stützend, auch die notwendige Integration der Veränderungen ins Auge fasse, würde ich dazu raten, 1-2 mal die Woche sich bewusst zu bewegen. 30-40 min sind optimal.

Dazu könnte man noch das intelligente Training (ich nenne das smart – somatische Sportart) ins Auge fassen – das ist eine gelungene Connection zwischen der bewussten Bewegung und dem Kraftaufbau. 2-3 langsame Wiederholungen mit Bewusstheit darauf, wie genau ich diese mache. Reicht. Funktioniert. Ohne jegliche Geräte ausser einer Matte auf dem Boden.

Wenn ich jetzt 1 mal die Woche bewusst und 1 mal die Woche smart bin, bin ich (aus Erfahrung) sehr effizient – ich entwickle mich sowohl in Sachen Gehirn (Neuroplastizität) als auch Muskelkraft (smart), ich investiere max 1 Stunde pro Woche und erreiche geistige und körperlich Fitness und ich habe so viel Zeit übrig für alles andere in meinem Leben. Wollen wir das nicht alle?

Bleibt bewusst und am Ball

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen