Masha Frenkel | Somatische Bewegungsschule

stilisierte Computerkarte in Gehirnform

Die Dreieinigkeit des Gehirns. Teil 2.

Das Gehirn verfügt über drei funktionale Netzwerke – Denken, Informationsverarbeitung und Bewusstsein. DMN, AN, SN.


Das erste (Denken) ist das zentrale Exekutivnetzwerk (Informationssystem, Attention Network/AN). Es wird aktiviert, wenn wir im Bewusstsein und im Fokus sind: Probleme lösen, uns auf das Problem konzentrieren, Informationen erhalten und Emotionen und Verhalten erkennen.

Das zweite ist das Default Mode Network (DefaultSystem, DMN). Es funktioniert, wenn wir dumm da sitzen, nichts tun, uns langweilen und uns auf nichts konzentrieren. Es ist wichtig für die Zusammenstellung von verstreuten Daten zu Ideen oder Wünschen. Die Verarbeitung.
Es ist eine interne Gedankenmaschine, die im Hintergrund arbeitet und Einblicke gewährt. Oft finde ich eine Lösung für ein Problem oder lasse mich durch eine monotone Tätigkeit inspirieren und zwar wenn ich abwasche, aufräume oder einfach spazieren gehe..

Wie man eine Denkmaschine startet.

Diese beiden Netzwerke sind Antagonisten. Das heißt, wenn ich konzentriert bin: Facebook lesen, YouTube schauen oder durch Instagram blättern, funktioniert das zentrale Exekutivnetzwerk (AN) und das Defaultsystem (DMN) funktioniert nicht. Und umgekehrt.

Das dritte System ist das System des Hervorheben des Wichtigen (Salience Network/SN). Es reagiert auf jeden Reiz und jede Neuheit und schaltet je nach Situation und Zustand um. Gelangweilt – abgelenkt durch eine Nachricht im Telegramm, oder – bei einer Abgabefrist – konzentriert bis nicht mehr geht.

Damit mein Gehirn neue Dinge lernt, intelligente Objekte erfindet, Artikel schreibt und nicht umsonst Aufmerksamkeit verbrennt, müssen alle Systeme gleichmäßig funktionieren.

ich lese einen Artikel (Informationssystem) -> ich schreibe Stichworte dazu auf (Hervorheben) -> ich mache einen Spaziergang oder lege mich für 23 min ins dunkle Zimmer (Verarbeitung) -> die Arbeit geschah im Inneren und die gesammelten Informationen bilden nun eine Struktur. Bäm! (und alles ohne Spiele, YouTube, TV, Facebook und andere Schrecklichkeiten, die nur meine Zeit und Energie stehlen)

Ich möchte ein neues Thema verstehen und lese ein Buch, wo ich mit den Markern wichtige Sachen unterstreiche (Vera Birkenbihl machte das auch so, das ist sehr hilfreich) (AN beim Lesen, SN bei den Stichworten) – ich merke irgendwann, ich werde müde (das Gehirn schreit um die Energie oder um die Ruhe, um das gelesene zu verarbeiten).

Hier habe ICH 2 Alternativen:
1. ich esse eine Dattel und gehe zum Facebook, YouTube, Instagram etc über, wo ich noch mehr Informationskontent ins Gehirn beame (das ja noch meine Buchinfos nicht verarbeitet hat und somit auch nicht verarbeiten wird, weil neue Infroamtionspakete nachkamen – das ist wie das Überschreiben des Textes)

2. Ich esse eine Dattel und gehe spazieren oder lege mich irgendwo ins Dunkle hin und mache NICHTS und lasse mein DMN arbeiten. Ich werde schon merken, wann ich wieder aufnahmefähig bin, das ist meine persönliche Erfahrung (auch meine kleine Tochter macht das manchmal so)

Das waren nun die 2 Antagonisten – Informationssystem und Defaultsystem. Entweder arbeitet eins oder das andere, nie zusammen. Entweder Informationen sammeln oder sie verarbeiten.

Es gibt noch das dritte System, das System, das das Wichtige hervorhebt. Das kann gerne mit dem Info-System zusammen arbeiten, zum Beispiel beim strukturierten Lernen. Aber es arbeitet auch nicht mit dem Defaultsystem zusammen. Und das ist auch gut so. Dieses dritte System erlaubt uns die Bewusstheit in Hier und Jetzt und zwar über das Spüren dessen, was wirklich existiert. Wie bei den somatischen Lektionen, wenn wir tief in uns versunken bewusst wahrnehmen, wie der Körper mit dem Boden kontaktiert oder sich für irgendeine Bewegung als Ganzes organisiert. Und genau hier kann man plötzlich die gewisse Stille des Denkens „hören“. Das ist genau diese oben beschriebene Situation, wenn entweder das eine oder das andere System aktiv ist. Jede bewusste Lektion = hier und jetzt spürend = SN ist aktiv und DMN ist still. Danach lohnt es sich, sich diese berühmten 23 Minuten des Nichtstuns zu nehmen, um die Informationflut zu verarbeiten, die neuen neuronalen Verbindungen, die man bei einer bewussten Beschäftigung gebildet hat, zu integrieren, um sie später auch praktisch nutzen zu können.

So arbeitet das normale Gehirn. Das kreative Gehirn vermag alle 3 Systeme gleichzeitig zu aktivieren. Aber dazu irgendwann später. Ich brauche jetzt meine 23 Minuten und das dringend.

Lasst uns professionell nichts tun – „Sie schlafen doch nicht etwa mitten am Tag? – nein, ich bin einfach ein Profi“. 

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